Hier sind meine Veröffentlichungen:
Flamengo (1)
CD mit allen Liedern und einem Gedicht aus dem gleichnamigen Buch sowie Ausschnitten aus den Prosatexten, live vorgetragen am 01.10.2019 in Syke
Flamengo (2)
Ein Mann reist nach Brasilien – im Ge-päck das in Deutschland gelebte Leben. Die Reise in das fremde Land ist nicht nur von unterschiedlichsten Begegnungen geprägt, sie wird schließlich auch zu einer Auseinandersetzung mit sich selbst, mit vergessenen Gefühlen und verloren geglaubter Freiheit.
Die Zusammenstellung von Kurzprosa, Lyrik, Fotos und Liedtexten erzählt von Geborgenheit, aber auch von Furcht in nahezu unbändiger Natur, von Hoffnun-gen und Klischees.
Es sind keine Reiseberichte, sondern fiktive Begebenheiten, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Kulturen schildern . Dabei zeigen sie so-wohl das turbulente Leben als auch die Ungerechtigkeit in der brasilianischen Gesellschaft – und werfen ein Licht auf die deutsche Wirklichkeit.
(aus der Pressemitteilung des Schardt-Verlages)
Auszug aus: Alle Fenster offen
Manfred braucht Zeit, um zu erfassen, wie zwei Millionen Liter Wasser in der Sekunde hinab ins Flussbett sausen. Er fühlt sich auf einmal so winzig, er kann es nicht ganz begreifen. Das Donnern hier in einem Fort... Unten schlagen die hingegossenen Säulen unzählbar und gewaltig auf, erzeugen Strudel und durchsichtige Schwaden aus Gischt, die bis zu ihm hochtreiben.
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All das Fließen gibt ihm das Gefühl, als würde ihm der Boden weggerissen. Er denkt an die Legende von Odysseus, der dem Ruf der geflügelten Wassergeister nur standhalten konnte, weil die Crew ihre Ohren mit Wachspfropfen präpariert hatte und wie verabredet die Seile, mit denen er an den Mast des Segelschiffs gebunden worden war, noch fester zurrte, als sie die bestimmte Stelle passierten. Die Sirenen versprachen ihm schließlich sämtliches Wissen, auch über die Zukunft, säuselten ihm ständig süßlich in die Ohren - das soll erst mal einer aushalten!
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Hier müsste man sich (auch) regelrecht anklammern, schwimmen ginge sowieso nicht. Aber woran festhalten? Etwa an so einem dürren Ästchen wie diesem hier, das da so gerade eben aus den wegtreibenden Wirbeln herausragt? Und irgendwie... will man auch mit.
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Auf vielen Gesichtern erkennt er Freude, die ihm in den Augen Fremder für einen Moment begegnet. Menschen jeden Alters – abgesehen von kleinen Kindern, für die ist es zu gefährlich hier. Sie sprechen spanisch oder portugiesisch, soweit Manfred das beurteilen kann, und durch die Haut glaubt er noch das Rot, Schwarz oder Gelb ihrer Vorfahren schimmern zu sehen. Darunter mischen sich Europäer, wie er und seine Reisegruppe, eine Schulklasse hebt sich gleichfarbig gekleidet von der bunten Menge ab.
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Ihm steht der Mund offen. Die kreischenden Kids, die Erwachsenen aus seiner Gruppe, die sich mitreißen lassen und die Menge darum herum, die wie Blattschneide-Ameisen auf ihren Straßen vor und zurück laufen. Es fühlt sich an, als schöben sie ihn wie eine unbewegliche Beute über eine Schwelle in sein eigenes Inneres. Er schweigt. Er lacht unwillkürlich mit. Er holt nicht nur Erinnerungen herauf, er erlebt etwas Neues.
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